Elisabeth Baitz

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Helene Klepetar über ihre Cousine Lilli Baitz und ihr "Puppenhaus".
Helene Klepetar über ihre Cousine Lilli Baitz und ihr "Puppenhaus".

Elisabeth Lilli Baitz, geborene Schreiber (* 1874 in Praunfalk in Aussee; † 14. August 1942 in Bad Aussee), war eine Auslagen-Designerin aus dem Ausseerland.

Salzburgbezug

Wahrscheinlich 1923[1] waren Lilli und Roman Baitz von Berlin nach Parsch in der Stadt Salzburg übersiedelt, wo sie zusammen mit ihrem Mann eine (Puppen)Werkstätte für Schaufensterdekorationen hatte, die sie in alle Welt verkauften. Die Werkstätte verblieb jedoch in Berlin, Lilli hatte sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und nur mehr beratend tätig.[2] Es muss aber noch eine zweite Werkstätte dann in Parsch gegeben haben, wo sie 1925 ihre Cousine Helene Klepetar besuchte und einen Artikel in der "Österreichischen Illustrierten Zeitung" über "das Puppenhaus" veröffentlichte. Diese Werkstätte befand sich im Gebäude Gaisbergstraße 12.[3] Sie wurde im Handelsregister in Salzburg im September 1924 eingetragen (Firma Lilli-Werkstätten L. & R. Baitz).[4]

Im Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 2. Februar 1931:

Infolge Ablebens eines der Inhaber der Firma Lilli-Werkstätten L. & R. Baitz in Salzburg-Parsch ist Frau Elisabeth Baitz nun mehr als Alleinmhaberin eingetragen worden.

Das Parscher Puppenheim

Das Salzburger Volksblatt veröffentlichte in seiner Ausgabe vom 12. September 1928 folgenden Artikel:[5]

Das Parscher Pupperheim.

Etwas abseits der Gaisbergstraße liegt im herbstlichen Farbenspiel eines Parkes ein Landhaus, das in seiner beschaulichen Ruhe niemandem verraten würde, welch absonderlich bunte Gesellschaft in seinem Innern ihr Unwesen treibt. Doch wehe den Schöpfern, wenn all jene Gestalten, die derzeit dort in friedlicher Eintracht versammelt sind, plötzlich Seele und Leben bekämen, um das zu erfüllen, was sie in Form und Ausdruck verheißen. Es wäre ein Treiben, wie es bunter und toller von keiner Phantasie erdacht werden könnte. Zwerge würden aus den Schränken steigen mit verkrüppelten Gliedern und giftigen Blicken, Gnomen und Dryaden, Feen und Nixen durch die Räume huschen, Könige mit prächtigen Gewändern, Bettler mit verhärmten Gesichtern, Pulcinells mit grinsenden Fratzen, rauhes Kriegsvolk aus längstvergangenen Zetten, ideal schöne Frauen- und Kindergestalten, alle Rassen und Typen der Erde und der Märchenwelt würden erstehen, um das Haus in mystischem Wirrwarr zu durchtollen und übervölkern. Nicht genug damit, wären auch Vertreter aus dem Reiche der Fabel, seltsames Getier mit phantastischen Formen und Gestalten in großer Anzahl vorhanden.

Doch all diese Dinge liegen derzeit noch leblos und friedlich in den Fächern und Schränken und erwarten ihr Schicksal. Von Zeit zu Zeit kommt ihr Herr und Gebieter, hält große Musterung unter ihnen, holt hier und dort eine Puppe aus ihrem Verließ und stellt eine erwählte Gesellschaft zu sinnreicher Gruppe zusammen. Entzückende Bilder in köstlichem Rahmen und reizvolle Szenerien entstehen: Gruppen aus Tierfabeln, Reinecke Fuchs, Ameise und Grille, Tiertheater, die Fuchsenschule, dann wieder Weihnachts- und Märchenbilder, wie der Rattenfänger von Hameln, Nachbildungen von historischen Begebenheiten, wie die Landung des Kolumbus, Molly Pitche bei Montmouth, die Schlacht bei Bunker Hill, allegorische und satirische Gruppen und vieles andere in unerschöpflicher Buntheit und reichlicher Zahl. Mit Staunen und Bewundern geht man durch die Atelierräume der Werkstätte Baitz, und jung und alt freut sich über die originellen Schätze wertvoller Kleinkunst, die hier zu Gestalt und Inhalt erstehen. Jedes Stück ist sorglich durchdacht, in allen Einzelheiten stilvoll entworfen und von den emsigen Händen junger Damen, die in der Werkstätte als Kunstgewerblerinnen tätig sind, gefügt und geformt.

Reben naturalistischen Motiven, krassen Typen und trefflich erfaßten Physiognomien, die alle Freuden und Leiden der Kreaturen verkörpern, sind zart stilisierte Gestalten, kühn konstruierte Ideen und schemenhaft angedeutete Formen in allen Nuancen und Spielarten vertreten. Die Puppen sind durchschnittlich über einen halben Meter groß und trotz aller phantastischen Vielheit der Farben und Formen in ihren historischen Kostümen und prächtigen Gewändern harmonisch abgestimmt und in den großen Schaustücken stilvoll geeint.

Eines dieser großen Bilder wurde eben fertiggestellt: eine Weihnachtskrippe von ungewöhnlicher Größe und aller orientalischen Pracht. Die künstlerische Landschaftsszenerie allein umspannt über fünf Meter in der Breite und je drei Meter in der Tiefe und Höhe. In diesem Rahmen ist die Huldigung der Könige mit allem Pomp und Zauber des Morgenlandes zur Darstellung gebracht. In einigen Tagen wandern all diese Schätze in Kisten verpackt über das Meer, um zur Weihnachtszeit in irgend einem großen Newyorker Warenpalast jung und alt zu entzücken. Die Werbekraft dieser Art künstlerischer Reklame wird in der amerikanischen Presse mit Worten höchster Anerkennung betont. Hunderte Schaulustige drängen sich an die strahlenden Riesenschaufenster der großen Warenhäuser, um zu bestaunen, was das kunstsinnige Ehepaar Baitz aus Salzburg gesendet hat.

Weiterführend

Für Informationen zum Thema Elisabeth Baitz, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel auch den Eintrag im Ennstalwiki zum selben Thema

Quelle

  • ANNO Salzburger Volksblatt

Einzelnachweise

  1. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe 29. September 1923, Seite 7
  2. siehe Quelle im EnnstalWiki: "Die Villen vom Ausseerland"
  3. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 29. September 1923, Seite 7
  4. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 28. Oktober 1924, Seite 7
  5. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 12. September 1928, Seite 9