Guy Eschig

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Guy Eschig (* 1928 in Paris, Frankreich) hatte den Bau des Großen Festspielhauses im Team von Architekt Clemens Holzmeister mitgeplant.

Leben

Der heute (August 2021) 93-Jährige hat viele Geschichten auf Lager.

Das tägliche einstündige Taekwondo-Training am Morgen hält Guy Eschig - er trägt den schwarzen Gürtel - körperlich und geistig topfit. Als wäre es gestern gewesen, erzählt der 93-Jährige in seinem Haus in der Stadt Salzburg lebhaft und detailreich von der Zeit zwischen 1956 und 1960, als an der Hofstallgasse das Große Festspielhaus errichtet wurde. Er ist der letzte noch lebende Planer aus dem damaligen Team von Architekt Clemens Holzmeister.

Eschig, der Holzmeister 1956 an dessen 70. Geburtstag bei der Feier in der Wiener Secession kennengelernt hatte, hatte sämtliche Ausführungspläne für den zur Gänze auf Fels stehenden Werkstättentrakt und für das Bühnenhaus - einen komplizierten Stahlbetonbau - gezeichnet. Von Hand. "Den Langzirkel habe ich heute noch", sagt Eschig. Für die Berechnung des Bogenmaßes der Sitzreihen im Parkett habe er eine Husqvarna-Rechenmaschine von Holzmeister verwendet. "Sie wurde mit der Kurbel händisch betrieben." Er sei stets einer Devise gefolgt, die sich bewährt habe, sagt Eschig. "Gut geplant ist halb gebaut."

Das Festspielhaus sei in Salzburg heftig diskutiert worden und habe viele Kritiker auf den Plan gerufen. Für das Projekt hatten die Planer 215 Millionen Schilling veranschlagt. Um das Projekt billiger erscheinen zu lassen, hätten die Verantwortlichen jedoch öffentlich die 110 Millionen Schilling von Variante D verkündet. "Bei dieser Variante hatten etwa die Garderoben unverputzte Wände und für die Eingangshalle war kein Marmorboden vorgesehen, sondern ein rot gestrichener Betonfußboden."

Während der Sprengarbeiten - insgesamt wurden 55 000 Kubikmeter Konglomerat vom Mönchsberg abgetragen - seien die Steine einmal bis in die Getreidegasse geflogen. "Es ist aber nichts passiert." In Erinnerung ist Eschig auch noch ein Arbeitsunfall, der ebenfalls glimpflich ausging. Vor dem Bühnenhaus sei ein Kran umgestürzt, weil der Fahrer zu viel nasses Bauholz aufgeladen hatte. "Das Gegengewicht des Krans, ein großer Betonklotz, ist durch das Dach und die letzte Geschoßdecke in den Raum hinein, wo in einem alten Gebäude nahe dem Neutor die Bauleitung saß." Dann sei das Gewicht durch die Mauer auf die Straße gedonnert. "Und zwar in dem Moment, als die Gattin von Bankier Berger mit ihrem Chauffeur im Auto von Maxglan in Richtung Stadt fuhr." Obwohl nichts passiert sei, habe es eine Riesenaufregung gegeben. "Es wurde sofort alles abgesperrt."

Herbert von Karajan, der 1957 die künstlerische Leitung der Festspiele übernommen hatte, sei einmal wutentbrannt auf der Baustelle erschienen. "Wenn Karajan mit seinem Orchester im Kleinen Festspielhaus geprobt hat, herrschte am Bau Arbeitsverbot." Dennoch habe ein Arbeiter eines Tages die Kreissäge angeworfen, "das war ein Höllenlärm". Wie von der Tarantel gestochen sei Karajan herbeigestürmt und habe geschrien: "Seid ihr wahnsinnig?" Kurz vor Fertigstellung habe er viele Architekten, aber auch Karajans zweite Ehefrau Anita Gütermann durchs Festspielhaus geführt.

Er habe oft bis nach Mitternacht gearbeitet und habe als einziger Planer mit Einwilligung von Holzmeister nach eigenem Ermessen Überstunden machen dürfen, schildert Eschig. Spätabends habe man sich oft im Café Così fan tutte (später Niemetz) auf ein Glas Cognac getroffen. Dort habe er auch seine zweite Frau kennengelernt. Eschigs erste Frau ist mit 23 Jahren auf der Überfahrt nach Argentinien auf dem Schiff gestorben. "Ich war damals 22, unser Sohn war vier, wir wollten nach Argentinien auswandern." Seine Frau sei am Schiff wegen einer Blinddarmreizung notoperiert worden und danach an Herzversagen gestorben.

Bis zum Tod von Holzmeister 1983 war Eschig mit ihm in Kontakt. "Wir waren aber nicht befreundet und auch nicht per Du, er blieb immer der Herr Professor, obwohl ich so eine Art Hausmeister von ihm war." Eschig hatte die Detailpläne für das Haus gezeichnet, das Holzmeister nach Fertigstellung des Festspielhauses nach einem Entwurf seiner Schüler in der Salzburger Brunnhausgasse errichten ließ. "Am Anfang war Holzmeister nur im Sommer hier, ich habe mich um das Haus gekümmert."

Obwohl seine Familie Salzburger Wurzeln hat, ist Eschig in Paris geboren. Zwölf Jahre lebten seine Eltern in Frankreich. "Als ich sechs wurde, hat mein Großvater, er war Nationalist, gesagt: ,Der Junge muss in eine deutsche Schule.'" Daher sei er 1934 mit den Eltern zurück nach Salzburg. Auf Wunsch des Großvaters musste er auch seinen Vornamen ablegen. "Guy war ihm zu französisch, so wurde ich Veit genannt." In die Festspiele geht Eschig nicht. "Ich habe es nicht so mit der Oper." Anders als Neffe Uli Ruckdeschel. Er ist mit den Festspielen aufgewachsen und arbeitet als Inspizient an der Staatsoper Hamburg. Derzeit weilt er bei seinem Onkel in Salzburg. Ruckdeschel gehört zum Inspiziententeam der Festspieloper "Don Giovanni".

Quelle