Nikolaus Harnoncourt

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Nikolaus Harnoncourt bei der Verleihung des Ehrendoktors.

Nikolaus Harnoncourt (* 6. Dezember 1929 in Berlin, Deutschland; † 5. März 2016 in St. Georgen im Attergau, .) war ein weltbekannter Dirigent mit starkem Salzburgbezug.

Harnoncourt und Salzburg

Nikolaus Harnoncourt kam 1973 an die Hochschule Mozarteum und unterrichtete dort bis zu seiner Pensionierung 1993 Aufführungspraxis und historische Instrumentenkunde im Seminar "Theorie und Praxis der Alten Musik" - Harnoncourt hatte allerdings großen Wert darauf gelegt, dass die "Alte Musik" Werke bis 1900 einschließt.

Harnoncourt hielt die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele 1995 zum Thema "Was ist Wahrheit? oder Zeitgeist und Mode".

Zwei Jahre zuvor hatte Harnoncourt im Mozartjahr 2006 das Festkonzert zu Mozarts 250. Geburtstag geleitet und dabei die Festrede gehalten. Während des Mozartjahrs war er als "Artist in residence" in Salzburg tätig, 2008 als Leitfigur in das 83. Bachfest, das in der Stadt Salzburg stattfand, eingebunden.

Am 7. Dezember 2003 eröffnete Harnoncourt mit den Wiener Philharmonikern die Salzburgarena beim Messezentrum.

Harnoncourts Beziehung zu Salzburg war nicht immer ungetrübt gewesen. Zuerst blieb er unter Herbert von Karajan von den Oster- und Sommerfestspielen ausgesperrt, dann polterte er 1995 in Richtung Intendanz von Gerard Mortier: "Die beiden Salzburger Festspielhäuser sind im Grunde Missgeburten, sowohl akustisch als auch ideologisch," und verabschiedete sich von den Salzburger Festspielen. Erst 2002, als Peter Ruzicka das Ruder der Festspiele übernommen hatte, kehrte er mit Don Giovanni zurück und dirigierte bis zum Mozartjahr 2006 zahlreiche weitere herausragende Opernproduktionen dieser Ära. Seine letzte Opernproduktion bei den Festspielen war 2012 Die Zauberflöte. Im Sommer 2015 gab er mit seinem Concentus Musicus Wien sein letztes Konzert bei den Salzburger Festspielen.

Nur der Mozartwoche an seinem Mozarteum war er über die Jahre stets treu geblieben.

Er starb Anfang März 2016 und fand seine letzte Ruhestätte in St. Georgen im Attergau.

Ehrung

Für sein richtungsweisendes, streitbares Eintreten dafür, Musik vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert als "Klangrede" zu gestalten, wurde ihm am 26. Jänner 2008 die erstmalige vergebene Ehrendoktorwürde der Universität Mozarteum verliehen. Aus diesem Anlass veranstaltete das IMRI erstmalig ein Symposion unter dem Titel Ereignis Klangrede. Nikolaus Harnoncourt als Dirigent und Musikdenker; umrahmt wurden die Feierlichkeiten von der Ausstellung In Klängen sprechen - Nikolaus Harnoncourt.

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das Salzburgwiki hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


"Von klein auf nahm ich immer die Gegenposition ein. Ich bin keiner, der zustimmt. Das kann ich erst dann, wenn ich auch die Gegenposition bedacht habe." Nikolaus Harnoncourts Weg zum Erfolg besteht überhaupt nur daraus, aus der Gegenposition. Der Dirigent erwachte als selbstständiger Musiker aus dem Bedenken dieser anderen Sichtweise. Wie kann man Musik noch anders spielen als ewig nach der selben Leier, die Mitte der fünfziger Jahre üblich war?

Der junge Cellist, der sich als Mitglied der Wiener Symphoniker mit dem Repertoire und der Routine vertraut gemacht hatte, ließ mit dem Handeln nicht lange auf sich warten. Statt zum Cello griff er zur Gambe und machte sich auf zur gar nicht immer sanften Revolution unser aller Musikverständisses: 1953 gründete er den Concentus musicus, Wiens seither führendes "Ensemble für Alte Musik".

Aus Liebe zur Musik verneinte Harnoncourt stets das Gegebene, um das Wahrhafte zu finden. Kritiker stempelten ihn schnell zum "Originalklang-Papst", aber nur, weil sie überhörten, dass dieser Besessene im "Originalen" einzig nur nach jener Musik-Sprache suchte, in der sich die Komponisten - aller Zeiten, nunmehr bis Bartók - am besten ausdrücken konnten.

Seine Erfolge auf diesem Weg sind Legion. Er revolutionierte das Verständnis für Monteverdi, Bach und Mozart genauso, wie er es für Beethoven, Schumann, Bruckner und sogar Johann Straußschärfte und neu ausleuchtete. Ob man es nun Harnoncourts tiefer Einsicht in den Ausdruckswillen der Musik oder der guten Aufnahmetechnik zuschreibt: Die unzähligen Aufnahmen, die Harnoncourts Weg begleiten, wirken nie wie "von früher", sondern so gegenwärtig wie sein Musizieren hier und heute. Der Drang nach einer "Klangrede" lebt weiter im Stil eines Simon Rattle, Daniel Harding und vieler anderer; dieser Stil wäre ohne Harnoncourts Vorarbeiten undenkbar. Und auch im Neujahrkonzert in Wien ist das zu hören.

Weiterführend

Für Informationen zu Nikolaus Harnoncourt, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Quellen

Weblinks