Wenger Moor

Aus SALZBURGWIKI
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Im inneren Wenger Moor am Wallersee bei einem der größeren Tümpel.
Von einem Biber gefällter Baumstamm.
Sonnenuntergang über dem Wenger Moor im Jänner 2017.

Das Wenger Moor ist der östliche Teil des Natur- und Europaschutzgebiets Wallersee im Flachgau.

Geografie

Das Wenger Moor befindet sich am Nordwestufer des Wallersees im Gebiet der Gemeinden Köstendorf und Neumarkt am Wallersee. Der Wallerbach bildet im Wenger Moor die Gemeindegrenze zwischen Neumarkt am Wallersee im Osten und Köstendorf im Westen. Das Moorgebiet teilt sich in Gebiete mit Streuwiesen und einem Kernbereich, der nur auf einem Weg durchquert werden darf. In diesem Kernbereich gibt es noch einen renaturierten inneren Bereich, der im Gegensatz zum angrenzenden Zeller Moor noch über eine größere Anzahl von Tümpeln verfügt. Zwischen Zeller- und Wenger Moor fließt der Eisbach. Allerdings gib es an der Westseite des Moores einen kurzen Steg ins Moor, an dessen Ende ein hölzerner Aussichtsturm steht. Von diesem hat man einen guten Blick über die renaturierte Landschaft. Man erreicht diesen Steg im Zuge des Wallersee Rundwegs im Bereich von Weng.

Nahe dem Ufer des Wallersees steht im Bereich von Streuwiesen der sogenannte Pragerfischer, ein ehemaliger Bauernhof, der sich heute wieder in Privatbesitz befindet und der Zugang nicht mehr gestattet ist. Ein entsprechendes Hinweisschild befindet sich im Bereich des Bauernhofes.

Geh- und Radweg

Im Osten, wo es Streuwiesen und Wald gibt, führt ein Geh- und Radweg vom Wierergut in Maierhof (Neumarkt am Wallersee) über den Wallerbach nach Weng (Köstendorf).

Nur als Gehweg gestattet

Ein zweiter Weg in der Nähe des Wiererguts führt als Privatweg gekennzeichnet in die Kernzone an einem hölzernen Wirtschaftsgebäude vorbei über den Wallerbach an den südlichen Streuwiesen entlang des inneren Bereichs wieder nach Norden. Dieser Weg darf jedoch nicht mit Fahrrädern befahren werden..

Der innere Bereich dieser Kernzone konnte bis Sommer 2020 über ein Brett über einen am südöstlichen Rand verlaufenden Bach, wohl unerlaubt, betreten werden. Dieses Brett wurde nun entfernt, da dieser innere Bereich der Verordnung nach nicht betreten werden darf. Lediglich an einer Stelle grenzen kleine Tümpel fast an den Gehweg und man kann einen Blick in die Urlandschaft des Moores werfen.

Geschichte

Der Aussichtsturm im Westen des Wenger Moores.

Das gesamte Gebiet - das Wenger Moor mit dem angrenzenden Zeller Moor - wurde im Jahr 1973 zum Naturschutzgebiet erklärt, 1995 als Natura 2000-Gebiet nominiert und 1996 als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Seine Fläche beträgt 298 Hektar. Den zentralen Teil des Natura 2000-Gebietes prägen die beiden Hochmoore, das Zeller und das Wenger Hochmoor. Das größere und besser erhaltene der beiden ist das Wenger Moor.

Wenger Moor und Zeller Moor zusammen genommen bilden den größten naturnahen Moorkomplex des Salzburger Alpenvorlandes. Dieser ist gekennzeichnet durch ein Mosaik aus unterschiedlichsten Biotoptypen wie Hoch-, Nieder- und Übergangsmooren, Streu- und Feuchtwiesen, Moorwäldern, Bachläufen und der Verlandungszone des Wallersees. Ein Teil dieser Biotoptype, z. B. die "naturnahen lebenden Hochmoore" ist von europäischer Bedeutung. Das Wenger Moor beherbergt zahlreiche gefährdete moortypische Pflanzenarten und stellt gleichzeitig ein wertvolles Brut- und Rastgebiet für zahlreiche, z. T. ebenfalls europaweit bedeutsame Vogelarten dar, wie z. B. den Wachtelkönig oder den Eisvogel. Zudem ist es ein Refugium für Schmetterlinge, darunter drei Arten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU.

Nach dem Ende der Eiszeit vor rund 10 000 Jahren entwickelten sich die Hochmoore. Schicht für Schicht entstand aus abgestorbenen Torfmoosen und anderen Hochmoorpflanzen der Torfkörper. Bei einem jährlichen "Wachstum" von nur etwa einem Millimeter ist dies ein extrem langsamer Prozess. Im Wenger Hochmoor ist so ein bis zu sechs Meter mächtiger Torfkörper entstanden, der Regenwasser wie ein Schwamm zurückhält.

Über alte Entwässerungsgräben aus der Zeit des Torfabbaus wurde jedoch den beiden Hochmooren ständig Regenwasser entzogen und sie begannen auszutrocknen. In Folge wuchs das ursprünglich offene Hochmoor zunehmend mit Heidekraut und Gehölzen zu, Wald breitete sich aus und die typische Hochmoorvegetation aus Torfmoosen, Sonnentau und Rosmarinheide wurde verdrängt.

Infotafel im Wenger Moor, im Bild Streuwiesen mit dem ehemaligen Bauernhof Pragerfischer.

Um diese früheren Eingriffe in das Wenger Moor wieder gut zu machen, wurde hier von 1999 bis 2004 ein von der EU gefördertes LIFE-Renaturierungsprojekt durchgeführt. Dabei wurden die alten Entwässerungsgräben aus der Zeit des Torfstechens abgedichtet und auf diese Weise das Hochmoor erfolgreich "wiedervernässt". Die typische Hochmoorvegetation kann sich nun wieder ausbreiten.

Das langfristige Ziel des LIFE-Renaturierungsprojekts ist ein neuerliches "Wachsen" des Hochmoors, es sollen sich wieder neue Torfschichten bilden. Dafür wurde rund zehn Hektar mooruntypischer Baumbestand geschlägert, in die ehemaligen Torfstiche und Gräben gebracht und zwölf große, bis zu 50 m breite Torfstiche sowie viele kleinere Gräben mit Holzspundwänden verschlossen, um das Regenwasser wieder im Hochmoor zurückzuhalten.

Im Zeller Moor konnten diese Maßnahmen leider nicht umgesetzt werden, da mit einem Grundeigentümer keine Einigung erzielt werden konnte.

Diese Maßnahmen führten zum Anstieg des Moorwasserspiegels bis knapp unter die Oberfläche. Dadurch verschwand die bis zum Beginn des LIFE-Projekts vorherrschende Moorheide aus dem ursprünglichen Mosaik machte grünen und roten Torfmoosen, Scheidigem Wollgras, Sonnentau, Rosmarinheide und Moosbeere wieder Platz. Diese Vegetationsveränderung benötigt jedoch einen deutlich längeren Zeitraum als die Anhebung des Wasserspiegels und wird noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen (Stand 2021).

Diese Entwicklung des LIFE-Projekts im Wenger Hochmoor wird an Hand von vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen dokumentiert sowie Pegelmessungen durchgeführt.

Mittlerweile wurden die mit Regenwasser gefüllten Gräben und Torfstiche wieder von schwimmenden, grünen Torfmoosen besiedelt und im Laufe der Jahrzehnte bis Jahrhunderte (!) werden dann die Wasserflächen von oben her zuwachsen und verlanden.

Blick auf bewaldeten Verlauf des Wallerbachs im äußeren Bereich des Wenger Moores im Bereich von Maierhof in Neumarkt am Wallersee.

Wallerbach

Der Wallerbach ist einer der im Salzburger Alpenvorland selten gewordenen, naturnahen Bäche. Die größtenteils unverbauten Ufer mit typischem Gehölzsaum sind noch durchgehend erhalten. Damit stellt der Wallerbach einen idealen Lebensraum für an Bäche gebundene Tier- und Pflanzenarten dar. In ihm kommen u. a. Fischarten wie Hasel, Bachforelle und Koppe vor.

Es gab aber auch ökologische Probleme bei den Renaturierungsarbeiten. So war eine Bachschleife abgeschnitten und verfüllt, Auwälder, die in Fichtenforste umgewandelt waren, mussten ausgeholzt und ein junger Auwald aus Erlen und Eschen neu gepflanzt werden. Weiters wurde ein nahe am Bach führender Weg um fünf Meter abgerückt und ein 600 m langer und zehn Meter breiter Pufferstreifen zwischen Bach und angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen dauerhaft aus der intensiven Bewirtschaftung genommen und der natürlichen Entwicklung überlassen.

Streu- und Feuchtwiesen

Am Ostufer des Wallersees befindet sich im Bereich des Wenger Moores landseitig ein Schilfgürtel sowie sowie entlang der beiden Bachläufe ausgedehnte Wiesenbereiche mit besonders bunten und artenreichen Streu- und Feuchtwiesen. Diese dürfen nicht gedüngt und nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Denn sie sind besonders im Frühjahr und Sommer Brut- und Nahrungsplatz für verschiedene seltene Vögel (Wiesenbrüter - Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine) und ein Refugium für eine spezialisierte Pflanzenwelt.

Die Streuwiesen in Ufernähe des Wallersees.

So finden sich in diesen Wiesen beispielsweise der Wachtelkönig, der Große Brachvogel, die Sibirische Schwertlilie und der Lungenenzian vor. Besonderes Interesse des Projekts galt dem Wachtelkönig, der als einer EU-weit stark gefährdeten Art galt.

Durch die Aufforstung mit Fichten in den 1960er-Jahren oder Umwwandlung in artenarme Fettwiesen umgewandelt war der Lebensraum der Wiesenbrüter stark eingeschränkt worden.

Die zunehmende Zahl an Besuchern, unklare Wegführungen, freilaufende Hunde usw. bedeuteten für die Wiesenbrüter eine erhebliche Beunruhigung. Mittels Informationstafeln werden die Besucher darauf hingewiesen, die Wege nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu halten.

Fauna und Flora

Vorkommende Tierarten

Auszug: Wachtelkönig, Eisvogel, Grauspecht, Neuntöter, Schwarzmilan, Rohrweihe, Großer Brachvogel, Bekassine, Schwarzblauer Moorbläuling, Großer Moorbläuling, Skabiosenscheckenfalter, Gelbbauchunke, Windelschnecken,

Vorkommende Pflanzenarten

Firnisglänzendes Sichelmoos, Heidelbeere, Sonnentau und die Sibirische Schwertlilie, verschiedene Wiesenorchideen, Ranunculus cassubicifolius (Hahnenfuß),[1], Latschen, Heidekraut, Moosbeeren, Wollgras, Mädesüß, Johanniskraut

Daten zum LIFE-Projekt

Zugang zur Aussichtsplattform im Westen des Wenger Moor in Weng, Gemeinde Köstendorf.
Übersicht über beide Moore sowie den Geh- und Radweg.
  • Moor: Wiedervernässtes Hochmoor 35 ha
  • Wiesen:
Wiederhergestellte Streuwiesen, vorher Fichtenforst 3,3 ha
Extensivierte Wiesen, vorher Fettwiesen 2,2 ha
  • Bäche:
Renaturierter Eisbach mit Pufferstreifen 1,2 km
Wallerbach: angebundene Bachschleife 150 lfm
Wallerbach: neu geschaffener Erlen-Eschenwald 0,6 ha
Wallerbach: Pufferstreifen 600 m, 0,6 ha
  • Grenze Natura 2000 Gebiet:
Teil des Wallersee-Rundwegs neu angelegt auf einer Länge von ca. zwei Kilometer
  • Projektgebiet: 300 ha
  • Zeitraum: 1. Februar 1999 bis 31. Jänner 2004
  • Finanzierung: 1,6 Mio Euro Gesamtbudget: 50 % EU, 47 % Land Salzburg und drei Prozent der Bund;
  • Projektträger: Wasserverband Wallersee, Seekirchen
  • Projektleitung: Land Salzburg, Naturschutz
  • Projektkoordination, Landschaftsplanung: Büro DI Markus Kumpfmüller, Steyr
  • Wasserbauliche Planung und Umsetzung: Land Salzburg, Wasserbau

Parken

Siehe Parken am Rande des Natur- und Europaschutzgebiets Wallersee-Wenger Moor.

Herbst im Wenger Moor

weitere Bilder

 Wenger Moor – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Wenger Moor, Geräusche an einem Regenvormittag, 1 min. Video

Literatur

Weblinks

Quellen

Einzelnachweis