Zweiter Weltkrieg

Aus SALZBURGWIKI
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Europa im Zweiten Weltkrieg, Situation 1939, eine Darstellung im Dokumentationszentrum Obersalzberg.
Europa im Zweiten Weltkrieg, Situation 1940, eine Darstellung im Dokumentationszentrum Obersalzberg.
Europa im Zweiten Weltkrieg, Situation 1941, eine Darstellung im Dokumentationszentrum Obersalzberg.
Europa im Zweiten Weltkrieg, Situation 1942, eine Darstellung im Dokumentationszentrum Obersalzberg.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch in Salzburg seine Spuren. In Stadt und Land Salzburg waren 7 000 Menschen durch den Krieg umgekommen, rechnet man die Zahl der Vermissten hinzu, waren es fast 10 000. Insgesamt starben im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Soldaten und 25 Millionen Zivilpersonen, drei Millionen Menschen blieben für immer vermisst.

Viel Jubel beim Einmarsch Hitlers

Dass der Einmarsch deutscher Truppen in Salzburg am 12. März 1938 mit besonderem Jubel begrüßt wurde, hatte mehrere Gründe. Einerseits war schon am Ende des 19. Jahrhunderts der Liberalismus von einem entschiedenen Deutschnationalismus abgelöst worden, was im Ergebnis der Anschluss-Volksabstimmung von 1921 deutlich zum Ausdruck kam. Andererseits hatte die Arbeitsbeschaffungspolitik des NS-Regimes in dem Grenzland Salzburg, das zeitweise 32 % Arbeitslose zählte, große Hoffnungen geweckt. Hitler selbst hielt sich häufig in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem "Berghof" am Obersalzberg oberhalb von Berchtesgaden, auf. Die Volksabstimmung am 10. April 1938 brachte in Salzburg 157 595 Pro-Stimmen, nur 463 Personen waren gegen den Anschluss an das Deutsche Reich. Im April fand dann die erste der beiden Salzburger Bücherverbrennung, im Dezember die zweite, die Thalgauer Bücherverbrennung, statt.

Jüdische Geschäfte verwüstet

Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau (Reichsautobahn, Vorarbeiten zur späteren Tauernautobahn bis Anif-Grödig, endete beim heutigen Maximarkt Anif), Rüstungsindustrie (Grill-Werke in Hallein) und Kraftwerksbau (Tauernkraftwerke Kaprun) sorgten für Vollbeschäftigung. Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen. In der so genannten Reichskristallnacht vom 10. zum 11. November 1938 wurden jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der Synagoge zerstört. Kriegsgefangene, die zur Zwangsarbeit beim Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden.

Besonders hart traf es die Russen im Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau", wie St. Johann im Pongau in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg-Maxglan ein Lager (Zigeunerlager Maxglan), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13 000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen 1938 und 1945 verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. 1942 wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet.

Blutzeugen des Glaubens

siehe auch Stolpersteine

Unterlagen des Konsistorialarchivs der Erzdiözese Salzburg kann man entnehmen, dass allein im Anschlussjahr 1938 in Salzburg 35 Personen verhaftet wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt waren es 116. Viele von ihnen überlebten und konnten Zeitzeugnisse über jene sechs Salzburger Priester geben, die in Konzentrationslager umkamen. Neben Felix Gredler, Coelestin Förtsch, Romuald Neunhäuserer und Sebastian Haselsberger waren vor allem die Schicksale von Heinrich Summereder und Johann Schroffner ein Kreuzweg der menschlichen Barbarbei im KZ Buchenwald.[1]

Anton Brugger, ein gebürtiger Kapruner, war Reformadventist und wurde wie Franz Jägerstätter wegen Kriegsdienstverweigerung aus religiösen Gründen hingerichtet.

Deserteure und andere Opfer

Es kam zur NS-Zwangsarbeit in der Landwirtschaft im Pinzgau. Ein SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee, ein trauriges Kapitel Goldegger Geschichte, das sich am 2. Juli 1944 ereignete.

Abstürze amerikanischer Bomber im Pinzgau 1944

Hauptartikel Abstürze amerikanischer Bomber im Pinzgau 1944 Am 16. November 1944 stürzten in den Gemeindegebieten von Lofer und Saalfelden zwei amerikanische Bomber ab. Der eine Absturz ereignete sich bereits beim Anflug auf Ziele im Raum München, da die Maschine Motorenprobleme bekommen hatte. Der andere war auf einen Abschuss während des Rückfluges nach Bari (Italien) durch ein Fliegerabwehrgeschütz zurückzuführen.

US-Bomben zerstörten Dom

Übersicht der Bombenangriffe auf die Stadt Salzburg
Hauptartikel Bomben auf Salzburg

Bei den 15 Bombenangriffen auf die Stadt Salzburg der Amerikaner, die im Oktober 1944 einsetzten, fielen in der Stadt Salzburg neben dem Dom 46 % der Wohnobjekte zum Opfer. Die gänzliche Zerstörung konnte dadurch verhindert werden, dass der gemäßigte Gauleiter, Dr. Gustav Adolf Scheel, und der Kampfkommandant, Oberst Hans Lepperdinger, die kampflose Übergabe der Stadt an amerikanische Truppen durchsetzten. Zu einem Problem wurden dann nach Ende des Krieges Blindgänger. Es kam immer wieder zu Explosionen und Unfällen bei Entschärfungen, zuletzt am 17. Juli 2003. Dabei starben zwei Entminungsbeamte, einer wurde schwer verletzt.

Zerstörung der Brücken

Die in das Gebirge zurückweichenden SS-Truppen sprengten gegen Ende des Krieges insgesamt sieben Brücken: die Saalachbrücke in Rott in Salzburg-Liefering, die Almbrücke in Hallein-Gartenau, die Niederalm Brücke auf der Gemeindegrenze Niederalm in Anif und Taxach in Hallein, die Tauglbrücke auf der Gemeindegrenze Vigaun und Kuchl, die Salzachbrücke und Lammerbrücke in Golling und die Lammerbrücke in Voglau in Abtenau.[2]

Kampflose Übergabe der Stadt Salzburg an die amerikanische Truppen

Der nicht unumstrittene Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher hatte sich mit den Nationalsozialisten in gewisser Weise arrangiert gehabt und übte diese Rolle auch noch gegen Ende und nach dem Ende des Krieges aus. So soll auch bei der Rettung der Stadt vor ihrer Zerstörung ein Gespräch zwischen dem Erzbischof und dem Gauleiter Scheel am 30. April um 15 Uhr in der Residenz eine Schlüsselrolle gespielt haben. Aus einem Gedächtnisprotokoll, dass Rohracher noch am selben Tag, schrieb, geht hervor, dass Scheel Andeutungen machte, die Stadt nicht verteidigen zu wollen. Scheel versprach "alles zu tun, um die Übergabe der Stadt möglichst glatt vollziehen zu lassen und von der Bevölkerung jedes Unheil abzuwehren." Der Gauleiter wollte sich mit den kämpfenden Verbänden nach Süden hinter den Pass Lueg zurückziehen. Der Erzbischof wiederum versprach Scheel, sich um seine Familie zu kümmern. "Ich versprach dem Gauleiter, für seine Frau und seine Kinder zu tun, was möglich sei, was er mit großer Freude und beinahe ergriffen zur Kenntnis nahm."

In seiner Erinnerung stellte dann aber Rohracher 1948 diese Unterredung in einem Brief an den Gustav Canaval, dem Herausgeber der "Salzburger Nachrichten" anders dar. Darin erwähnte Rohracher eine Geiselliste, auf der er stand als er zu Scheel ging. "Ich bat Dr. Scheel von der Verteidigung der Stadt abzusehen, weil dies mit der Zerstörung Salzburgs identisch gewesen wäre. Dr. Scheel versprach mir, den Auftrag zu widerrufen, zu dem er ohnehin nur von gewisser Seite gedrängt worden war." Die Rettung der Stadt sei also von Rohracher selbst ausgegangen, schreibt dieser in seinem Brief an Canaval, "weil ich weiß, daß kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner andere Persönlichkeiten sich das Verdienst der Rettung Salzburg zugeschrieben haben."[3]

Jedenfalls kümmerte sich der Erzbischof in Folge tatsächlich um die Familie von Scheel und besuchte auf Ersuchen seiner Frau den ehemaligen Gauleiter im Salzburger Gefängnis und informierte Frau Scheel darüber.

Am 3. Mai 1945 gab es erste geheime Parteiengespräche: Im Café Posthof in der Kaigasse in der Altstadt von Salzburg berieten sozialistische Vertrauensleute über erste mögliche Maßnahmen nach dem Ende der NS-Herrschaft; in der Villa des Primararztes Josef Wegleitner kamen die Christlich-Sozialen Adolf Schemel und Martin Huber sowie der Sozialist Anton Neumayr senior zu einem ersten Gespräch zusammen.

Gauleiter Gustav Adolf Scheel hatte sich an diesem Tag bereits hinten den Pass Lueg in die Gemeinde Goldegg zurückgezogen, ebenso wie die SS vom Obersalzberg. Diese Truppen wollten unbedingt noch weiterkämpfen, obwohl die amerikanische Panzerspitze bereits über das bayerische Piding hinaus in Richtung Salzburg vorgestoßen war. Angeblich standen 200 viermotorige Bomber bereit, um Salzburg aus der Luft anzugreifen und in Schutt und Asche zu legen (was aber in den Bereich der Legenden zu verweisen ist).

Kampfkommandant der Stadt Salzburg, Oberst Hans Lepperdinger, verweigerte in den frühen Morgenstunden des 4. Mai die Annahme des Befehls von General Max von Bork zur Verteidigung der Stadt.

In der Nacht zum 4. Mai 1945 hielt Lepperdinger im Befehlsstollen eine eingehende Stabsbesprechung mit allen anwesenden Offizieren ab, gab ihnen seinen Entschluss, die Stadt Salzburg nicht zu verteidigen, sondern kampflos zu übergeben, bekannt und erlangte ihr Einverständnis zu dieser befehlswidrigen Vorgangsweise. Um 06 Uhr Früh gab Lepperdingers über Rundfunk seine Entscheidung an die Bevölkerung von Salzburg bekannt, die Stadt den US-Truppen kampflos übergeben zu wollen. Diese Nachricht wurde im Laufe des 4. Mai 1945 wiederholt im Radio durchgegeben:

"Vor Wochen habe ich das Amt des Kampfkommandanten in Salzburg übernommen. Ich habe schon damals gewusst, dass ich einer schicksalhaften Stunde entgegengehe und dass es in meiner Hand liegen wird, namenloses Leid für die Bevölkerung unserer Stadt verhüten zu können. Mein ganzes Streben ging dahin, alle zuständigen Stellen von der Sinnlosigkeit einer Verteidigung der Stadt zu überzeugen. Noch gestern Nachmittag hatte ich die volle Zustimmung von General Ringel und des Gauleiters Scheel, die Stadt unter allen Umständen von Feindeinwirkungen zu schützen. Gestern Abend dann übernahm General von Bork den Befehl über meinen Abschnitt mit und befahl mir, die Stadt Salzburg zu verteidigen, obwohl er weder die militärische Lage in Salzburg und Umgebung, noch die innere Lage der Stadt, in der sich 80 000 Menschen und etwa 7 000 Verwundete befinden, beurteilen kann. Dieser Befehl stellt einen Wahnsinn dar, wie ihn nur militärische Unfähigkeit und völlige menschliche Verantwortungslosigkeit gebären kann. Ich habe mich daher entschlossen, diesen Befehl, an den mich seit dem Tode des Führers kein Eid mehr bindet, nicht auszuführen. Ich erkläre die letzte freie deutsche Stadt zur offenen Stadt und biete den Amerikanern die Übergabe an. Wie schwer mir dieser Entschluss wurde, kann nur ein Soldat begreifen. Salzburger, ich tue es für euch, steht bedingungslos zu mir, so wie es alle meine Offiziere und die gesamte Polizei tun. Ich bin überzeugt, dass alle anständigen deutschen Offiziere und auch der amerikanische Oberbefehlshaber meine Ehre als Offizier und auch als Mensch nicht anzweifeln werden."

Schon um 06:30 Uhr gelang es Parlamentären, mit den US-Truppen an der Saalachbrücke Salzburg-Freilassing nach Freilassing Kontakt aufzunehmen und die kampflose Übergabe der Stadt anzubieten. Ein amerikanischer Offizier kam in die Stadt, um die Richtigkeit des Übergabeangebots zu prüfen. Kurz danach fuhr Oberst Lepperdinger mit einigen Offizieren zur Saalach-Eisenbahnbrücke, wo um 09:30 Uhr die konkreten Übergabeverhandlungen stattfanden. Um 11:30 Uhr überquerte der erste amerikanische Panzer die Staatsbrücke und amerikanische Truppen der 3. Infanterie-Division und der 106. Kavallerie-Gruppe mit Panzern und Kraftwagen aller Art zogen in die Stadt ein.

Um 13:30 Uhr sprach Brigadegeneral Robert N. Young mit Oberst Hans Lepperdinger im Hotel Österreichischer Hof. Ab 13:45 Uhr wurde durch Lautsprecher ein Ausgehverbot ab 18 Uhr und für den nächsten Tag eine Ausgeherlaubnis von 11 bis 13 Uhr angeordnet. Alle Geschäfte und Gaststätten blieben geschlossen. Die Amerikaner beschlagnahmten für ihre Zwecke sofort Häuser und Wohnungen, die von den Bewohnern innerhalb weniger Stunden geräumt werden mussten. Es gab Klagen der Bevölkerung über die gewaltsame Abnahme von Uhren und Wertgegenständen durch amerikanische Soldaten und andere Übergriffe.

Alle früheren Kriegsgefangenen wurden freigelassen. Unzählige Flüchtlinge befanden sich in Salzburg. Soldaten der Wehrmacht wurden in Kasernen und Lagern interniert. Den US-Soldaten warenpersönliche Kontakte zur Zivilbevölkerung verboten (Fraternisierungsverbot).

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Hauptartikel Nachkriegszeit

Nach dem Kriegsende während der Nachkriegszeit, erhielt Salzburg, das in der amerikanischen Besatzungszone und damit im "goldenen Westen" lag, bald wieder politische und wirtschaftliche Bedeutung. Hier fanden die Länderkonferenzen des Jahres 1945 statt, auf denen die westlichen Bundesländer von Salzburg aus ihren Beitritt zur Regierung Renner und damit zur Zweiten Republik vollzogen.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Salzburger Woche Blutzeugen des Glaubens am 28. Februar 2008
  2. ANNO, Salzburger Nachrichten, 21. März 1946, Seite 3
  3. "Erzbischof Andreas Rohracher, Krieg, Wiederaufbau, Konzil", Seite 146f
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