Ferdinand III. von Toskana

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Portrait des Kurfürsten Ferdinand von Salzburg 1804 von Franz Xaver Horneck.
Kurfürst Ferdinand III. von Toskana, ein Gemälde von Andreas Nesselthaler 1803 in der Alten Residenz (Anfang des 20. Jahrhunderts).

Erzherzog Ferdinand von Österreich, (* 6. Mai 1769 in Florenz, Großherzogtum Toskana, seit 1737 österreichisch; † 16. Juni 1824 ebenda) aus dem Haus Habsburg-Lothringen war den Großteil seines Lebens Großherzog von Toskana – als solcher Ferdinand III. –, jedoch von 1803 bis 1805 als Ferdinand I. Kurfürst von Salzburg.

Leben

Ferdinand wurde als Sohn des damaligen Großherzogs Leopold (* 5. Mai 1747; † 1. März 1792)[1] des späteren Kaisers Leopold II. und dessen Gattin Maria Ludovika (* 24. November 1745; † 15. Mai 1792)[1] in Florenz im damaligen Großherzogtum Toskana (einer habsburgischen Sekundogenitur bis 1860), geboren. Er war ein Bruder von Kaiser Franz II./I., Enkel von Königin Maria Theresia und Neffe des römisch-deutschen Kaisers Joseph II. und wuchs in Florenz im Palazzo Pitti auf. Seine Brüder Franz und Karl, wie auch er, als er fünf Jahre alt war, wurden von Marchese Federigo Manfredini als Lehrer und Erzieher betreut; Manfredini wurde später sein Obersthofmeister und übte auch de facto die Regierung für Ferdinand aus.

Ferdinand sollte der Nachfolger seines Vaters Leopold in der Toskana werden. Doch der frühe Tod Kaiser Josephs II. brachte seinen Vater Leopold auf den Kaiserthron nach Wien, und Ferdinand wurde 1791 regierender Großherzog der Toskana. 1791 bis 1799 setzte Ferdinand die ererbte Neutralitätspolitik fort, konnte aber sein Land nicht vor dem Krieg bewahren. Im März 1799 marschierten die Truppen des revolutionären Frankreich in die Toskana ein, was Ferdinand zur Emigration nach Wien zwang. Er musste das Land verlassen, obwohl er bei den Toskanern sehr beliebt war – er hatte nämlich einige Reformen der Französischen Revolution vorweggenommen; dadurch waren die Toskaner nicht wirklich in Revolutionsstimmung.

Ferdinand I., Kurfürst von Salzburg

Von 1803 bis 1805 war Ferdinand als Ferdinand I. Kurfürst des heutigen Landes Salzburg. Seine Residenz war damals das Schloss Mirabell.

Am 11. Februar 1803, an dem der in Wien residierende Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo seine Abdankungsurkunde unterzeichnete, unterfertigte Ferdinand I. die Besitznahmsurkunde für Salzburg, Passau und Berchtesgaden sowie die Instruktion für den Besitznahmskommissär Freiherrn von Crumpipen. Am 29. April 1803 zog Ferdinand III. in Salzburg ein.

Sein neues Herrschaftsgebiet umfasste vier bisher geistliche Territorien: das einstige Fürsterzbistum Salzburg (also das Land Salzburg samt dem Rupertigau, dem Zillertal und dem Raum um Matrei im Osttirol), die Fürstpropstei Berchtesgaden, einen Teil des Fürstbistums Passau (Grenzgebiet Mühlviertel zu Niederbayern) und das Fürstbistum Eichstätt (seit 1805 zu Bayern gehörig).

Durch einen Geheimvertrag band sich Ferdinand außenpolitisch und militärisch ganz an seinen kaiserlichen Bruder, der ihn im Jahr 1804 für sieben Tage in Salzburg besuchte.

Ferdinand I. wurde 1805 aus Salzburg von den einfallenden Franzosen vertrieben. Er verließ Salzburg am 18. Oktober 1805 und floh nach Wien an den Kaiserhof. Im Friedensvertrag von Pressburg verlor er das Kurfürstentum Salzburg an Österreich und erhielt als Entschädigung Würzburg als Großherzogtum, wo er ebenfalls nur kurz regierte (18061814). Durch den bayerisch-österreichischen Staatsvertrag vom 3. Juni 1814 (Pariser Konvention) verlor er seine Besitzungen an Bayern. Jedoch erhielt er sein Großherzogtum Toskana zurück, das er (als Ferdinand III.) sodann bis zu seinem Tode regierte.

Ferdinand war in erster Ehe mit seiner Cousine 1. Grades Marie Luise von Neapel-Sizilien (* 27. Juli 1772; † 19. September 1802) verheiratet, mit der er sechs Kinder hatte, darunter Großherzog Leopold II. Die zweite Ehe mit Maria Anna von Sachsen (* 27. Mai 1795; † 3. Jänner 1865), einer Nichte zweiten Grades (einer Tochter der Cousine ersten Grades Karoline, geborene Prinzessin von Parma, verheiratete Prinzessin von Sachsen (* 1770; † 1804)) blieb kinderlos.

Ferdinand persönlich

Anfangs war Ferdinand gar nicht von Salzburg begeistert. Er bedauerte es, "seine südliche Heimath mit einem nördlichen Kirchengute, und ein norisches Bärenland und deutsches Sibirien mit den paradiesischen Gefilden Hesperiens zu vertauschen."[2]

Ferdinand zeigte sich leutselig und freundlich gegen jedermann.[3]

Sein Hauptaugenmerk war "auf ... Gerechtigkeitspflege, ... Hebung der Finanzen, des Verkehres, ... Förderung der Wissenschaften und Künste gerichtet. Selbst aufgeklärt und duldsam, [ver]suchte er die Parteien zu versöhnen und handhabte auf das gelindeste die Zensur."[4]

Er bemühte sich unermüdlich, sich von Land und Leuten gründliche Kenntnis zu verschaffen und alle Fragen möglichst schnell zu erledigen.[5]

Allen Zweigen der Staatsverwaltung schenkte er seine wohltätige Aufmerksamkeit, förderte Kunst und Wissenschaft und erhöhte die Besoldung der Beamten.[6]

Ferdinand war unmilitärisch, jedoch naturwissenschaftlich interessiert und musisch, liebte die Musik und die Jagd.

Obwohl er zeitlebens zurückhaltend war, konnte er doch beim Verfolgen seiner Ansprüche sehr beharrlich sein.

Kinder

Name Geburtsdatum Geburtsort Todesdatum Sterbeort
Karoline Ferdinanda Theresia 2. August 1793 Florenz 5. Jänner 1802 Wien
Franz Leopold 15. Dezember 1794 Florenz 18. Mai 1800 Wien
Leopold Joseph Johann Franz Ferdinand Karl "Leopold II." 3. Oktober 1797 Florenz 29. Jänner 1870 Rom
Maria Luisa Josepha Christina Rosa 30. August 1799 Florenz 15. Juni 1857 Florenz
Maria Theresia Franziska Josepha Johanna Benedikta 21. März 1801 Wien 12. Jänner 1855 Turin
Unbenannter Prinz 19. September 1802 Wien 19. September 1802 Wien

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 www.kaisergruft.at
  2. So berichtete Staatsratssekretär Josef Felner in seiner Denkschrift (Bd. I S. 125 und 125’), hier zitiert nach Hintner, Josef Felner (1997) S. 114. Vgl. die Wikipedia-Artikel "Hesperien"und "Sibirien".
  3. Hintner, Josef Felner (1997) S.  114.
  4. Wurzbach, Constant von; Biographisches Lexicon des Kaiserthums Österreich, VI. Theil (Wien 1867), S. 197.
  5. Felner, hier zitiert nach Hintner, Josef Felner (1997) S. 114.
  6. Benedikt Pillwein, hier zitiert nach Hintner, Josef Felner (1997) S. 114.