Franziskanerkloster

Aus SALZBURGWIKI
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Das Franziskanerkloster mit Klostergarten im Vordergrund vor dem Umbau 2020. Links das Gebäude des Rupertinums, rechts das Bühnenhaus des "Hauses für Mozart".
2023, Blick in den neu gestalteten Eingang des Franziskanerklosters. Im Hintergrund sieht man einen mittelalterlichen Brunnentrog, der bei den Sanierungsarbeiten 2020 bis 2022 im Gebäude gefunden wurde.
Das Refektorium nach den Sanierungsarbeiten 2020 bis 2022.
Der Ziehbrunnen im Musikzimmer.
Die Kapelle.
Blick in die Franziskanergasse. Links der Franziskanerbogen nach der Sanierung des Klosters von 2020 bis 2022.
Gedenktafel am Franziskanerkloster zur Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus in Salzburg.
Die ehemaligen alten Autogaragen unter dem Refektorium.

Das Franziskanerkloster, vormals Peterfrauenkloster, befindet sich in der Mönchsstadt in der Stadt Salzburg und zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.

Geschichte

Die ersten Jahrhunderte

Nach Aufhebung des Klosters der Petersfrauen 1583 stand das dortige Kloster leer. Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy rief darauf noch 1583 zur Fortsetzung der inneren Mission und zur Seelsorge die Franziskaner nach Salzburg. Die Gründungspatres kamen dabei aus verschiedenen bayrischen Klöstern. Sie zogen im neu gewidmeten Kloster am 7. November 1583 ein, die alte Stadtpfarrkirche, die seither Franziskanerkirche heißt, wurde ihre neue Ordenskirche. Seit damals sind die Franziskaner als Orden in der Stadt ununterbrochen seelsorgerisch tätig und bis 1781 wurde Priesterausbildung betrieben.

Auf Wunsch von Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (15871612) sollten die Franziskaner die zu gründende Universität in Salzburg. Nach anfänglichen Erfolgen wurde dieses Projekt allerdings wieder aufgegeben. Die Franziskaner widmeten sich nur die Christenlehre (Religionsunterricht) der Kinder. Die Brüder mussten ihre Studien in Italien oder in Frankreich absolvieren. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts zogen die Lektoren mit ihren Klerikerstudenten von Kloster zu Kloster. Ab 1629 entschieden sich die Franziskaner in Salzburg jedoch dazu, ein Hausstudium der Theologie zu eröffnen. An der neuen Institution lehrten zunächst hochgebildete Franziskaner aus Irland.

Die neue Institution sollte nach dem Willen des Fürsterzbischofs Paris Graf Lodron ausdrücklich den wissenschaftlichen Austausch mit der Benediktineruniversität fördern. Daher gab es regelmäßig gegenseitige Einladungen zu akademischen Festen. Während die Benediktineruniversität der Lehre des hl. Thomas von Aquin folgte, wurde am Hausstudium nach dem Franziskaner Johannes Duns Scotus (* 1266; † 1308) vorgetragen. Dessen Gedenktag feiert man am 8. November. Voll Feingefühl wusste der "doctor subtilis" die Lehren von Aristoteles, Augustinus und der Franziskaner im "Scotismus" zu verschmelzen, nach dem Gott "Mit-Liebende" (condiligentes) sucht.

Analog zur Benediktineruniversität wurden im Hausstudium der Franziskaner regelmäßig Thesen verteidigt und in Druck gegeben. Sie sind in der Konventbibliothek erhalten, einem Schmuckstück, das im Unterschied zu anderen Salzburger Bibliotheken unversehrt blieb und die geistesgeschichtliche Bedeutung des Ordens vermittelt.

Währen der Franzosenkriege ab 1800 diente das Kloster als Kaserne, die Franziskanerkirche wurde Gefangenenlager.

Der heutige Klosterbau ist durch einen Schwibbogen mit der Franziskanerkirche verbunden. Der gemäß dem Ordensgrundgedanken sehr schlichte Klosterbau fand mit dem Umbau 1686 bis 1689 im Wesentlichen seine heutige Gestalt. Das Kloster besitzt neben wertvollen Gemälden von Rottmayr auch eine wertvolle Bibliothek.

Einer der bekanntesten Ordensangehörigen war Pater Peter Singer, der Erfinder des Pansymphonikons.

Zur Zeit des Nationalsozialismus: Gestapo

Zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde das Kloster am 15. Oktober 1938 als erstes Kloster im Großdeutschen Reich aufgehoben[1] und von diesen enteignet. Es diente nun als Sitz der Gestapo. In seinen Mauern fanden Folterungen statt, woran heute eine Tafel beim Eingang zur Pforte erinnert. So erinnerte sich der langjährige Direktor der Handelsakademie Salzburg, Herbert Glaser, in einem Interview mit den SN im Jahr 2011 als 87-Jähriger an das Verhör, dem er am 27. August 1940 als damals 16-Jähriger unterzogen wurde. Der Salzburger Historiker Ernst Hanisch weiß von Verhören im Keller, bei denen es für Gefangene auch Ohrfeigen und Prügel gab. Getötet wurde allerdings hier nicht, das geschah später in Konzentrationslagern, in die die Gefangenen überstellt wurden (siehe dazu den Artikel "Nationalsozialismus Überleben und Tod").

Der Landeshauptmann und Gauleiter hatte am 12. Oktober die Staatspolizeistelle Salzburg ersucht, unverzüglich das Gebäude der Franziskaner in Besitz zu nehmen. Der Leiter der Staatspolizeistelle hatte dann am 13. Oktober protokollarisch dem Franziskanerorden in Salzburg mitgeteilt, dass das dritte Stockwerk bis zum 17. Oktober um 18 Uhr und das zweite Stockwerk bis zum 18. Oktober um 18 Uhr zu räumen seien.[1]

Salzburger Fenstersturz

Der 81-jährige (2011) Franziskaner-Pater Clemens Prieth OFM (* 31. Jänner 1930 am Zammerberg; † 24. Februar 2019 in der Stadt Salzburg)[2] war zwar kein Zeitzeuge, aber ältere Mitbrüdern berichteten ihm von den damaligen Greueln. Guardian Pater Alexander Puchberger, Vorsteher des Franziskanerklosters (2011), berichtete vom "Salzburger Fenstersturz". Die oben geschilderten Daten der Zwangsräumung waren unmöglich zu schaffen, und so griffen die Patres zu einer Notwehraktion. Herbert Glaser, der Augenzeuge des folgenden "Salzburger Fenstersturzes" war, erinnert sich, wie die Patres alte Möbel in den Hof hinunter geworfen hatten. Passanten beschwerten sich daraufhin, dass "Volksvermögen vernichtet werde". 16 Mitbrüder wurden am 14. Oktober verhaftet[1] und in Folge zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Zurück blieb an diesem 14. Oktober 1938 ein österreichisches Polizeiaufgebot, die den Auftrag hatten, die zurückgebliebenen "staatsgefährlichen Franziskaner" zu bewachen. Diese Polizisten waren noch alte österreichische Polizisten, die widerwilligem diesem Befehl folgten. Nachdem sich die Klosterpforte abends für die letzte Nacht der noch verbliebenen Patres und eben den österreichischen Bewachern schloss, wurden die Polizisten, die schon lange nichts mehr gegessen und getrunken hatten, von den Franziskanern mit Speis und Trank reichlich versorgt, wofür sich diese sehr herzlich bedankten.[1]

Am 15. Oktober erschien Weihbischof Johannes Filzer gegen 08 Uhr früh und teilte den Patres mit, dass sie bis 12 Uhr mittags das Kloster vollständig zu räumen hätten.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 11. Jänner 1946 erhielten die im Salzburger Stadtgebiet verstreut wohnenden Franziskaner die Mitteilung, dass die Amerikaner bis zum 15. Jänner einen Teil des ersten Stockwerks räumen werden und die Franziskaner wieder dort einziehen können. Am 8. September 1947 erhielten sie den gesamten dritten Stock wieder zurück. Die Räume waren jedoch vollständig leer geräumt worden. Im Juni 1948 bekamen sie weitere Räume im Parterre zurück. Am 1. Oktober 1952 übergab die amerikanische Geheimpolizei weitere Räumlichkeiten, am 15. Oktober den Küchentrakt und den ersten Stock des Krankentrakts. Am 20. Oktober folgten die Amerikaner die Schlüssel der drei Autogaragen aus, die von den Nazis in die ehemalige Holzremise eingebaut worden waren.[1]

Aber erst 1972 konnten die Brüder das Kloster wieder ganz in Besitz nehmen. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg war in einem Teil des Klosters zunächst der Salzburger Radiosender Rot-Weiß-Rot (ab Juni 1945) untergebracht. Er befand sich im gesamten zweiten Stock, im großen Saal des Refektoriums und in einer Reihe von Parterreräumen.[1].

ORF-Redakteur Gerald Lehner schreibt in seinem Buch "Im Schatten der Mozartkugel" über die ersten Worte, die am 6. Juni 1945 in den Salzburger Radios zu empfangen waren: "Hier ist der österreichische Sender Rot-Weiß-Rot! Er möge die Österreicher wieder zu einem gut unterrichteten Volk machen", sprach US-General Walter M. Robertson.

Nachdem der Sender am 7. März 1954 seine Sendetätigkeit einstellte, zog das ORF-Programm "Radio Salzburg" in die Räume ein. 1972 übersiedelte der ORF Salzburg in das neue ORF Landesstudio Salzburg in Nonntal übersiedelt.

1953 wurde die Zustimmung zur Wiedererrichtung der Gartenmauer des Klosters erteilt, die die Nazi 1938/1939 widerrechtlich niedergerissen hatte.[1] Im Parterre wurde ein Musiksaal eingerichtet, der auch das Museum für Peter Singer beherbergte. Dabei wurde ein nachmittelalterlicher Ziehbrunnen freigelegt. Das Refektorium konnte endlich nach 35jähriger Fremdnutzung wieder als Speisesaal für die Patres hergerichtet werden. Und sämtliche Zellen der Mitbrüder wurden erneuert.

Im 21. Jahrhundert

Von Ende April 2020 bis 2023 werden Haus, Kreuzgang und Garten an der Franziskanergasse saniert. Die veranschlagten Kosten belaufen sich elf Millionen Euro. Decken seien einsturzgefährdet, Wasser- und Stromleitungen seien alt, die Zentralheizung hatte 1938 die Gestapo eingebaut. Aufgabe und Aufwand der Rettung des Gebäudes sind so immens, dass die Franziskaner erwogen haben Salzburg überhaupt zu verlassen. Der von Bruder Beda gepflegte Garten im Hof musste Baumaschinen weichen. Nur an der Mauer ist den Kletterrosen und einigen Topfpflanzen ein 40 Meter langer Streifen geblieben.[3]

Die Anlage

Die Anlage grenzt im Norden an die Franziskanergasse, im Südosten an die Benediktiner-Erzabtei St. Peter, im Süden an das Kolleg St. Benedikt, im Südwesten an den Toscanini-Hof und im Westen an den Max-Reinhardt-Platz. Zum Kloster gehört auch der Klostergarten der Franziskaner, in dem seit eigenen Jahren Gartentage stattfinden, an denen man den Garten besuchen kann.

Die heute dreistöckige, vierseitige Klostergebäude mit dem Kreuzgarten und angebauten Krankentrakt (Infermerie) stammt aus den Jahren 1686 bis 1689. Über dem ehemaligen Klosterportal befindet sich ein Relief aus Marmor, das Franz von Assisi darstellt, mit dem Wappen von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau und oberhalb der Figur die Wappen der Fürsterzbischöfe Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein und Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg.[1]

Siehe auch

Bilder

 Franziskanerkloster – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 1. Februar 1975, Seite 25
  2. "Salzburger Nachrichten", 27. Februar 2019
  3. www.sn.at, 22. Mai 2020