Salzburger Domorgel

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Große Orgel im Salzburger Dom
Rechts "Hoforgel", links "Heilig-Geist-Orgel"

Es gibt seit 1995, ähnlich wie zwischen 1703 und 1859, wieder sieben Salzburger Domorgeln.

Einleitung

Hauptartikel Salzburger Dommusik

1628 erklangen zur Einweihung des Domes zwei Orgeln in der Vierung unter der Domkuppel, die wenige Jahre später durch weitere Vierungsorgeln und einer Positivorgel im Presbyterium ergänzt wurden. 75 Jahre nach 1628 ließ Fürsterzbischof Johann Ernst das große Festinstrument, eine Prozessionsorgel für das Spiel zum Ein- und Auszug des zelebrierenden Bischofs durch das Hauptportal, auf der Westempore errichten.

2022 gab es einen 365-tägigen musikalischer Betrieb der Domorgeln. Seit Einführung der Mittagskonzerte jeweils um kurz nach 12 Uhr erklingt täglich zumindest eine der sieben Orgeln im Dom. Mit der Doppelbesetzung des bisherigen Ein-Mann-Jobs des Domorganisten ab Herbst 2022 wird es eine größere Flexibilität und Abwechslung in der Kirchenmusik im Salzburger Dom geben.[1]

Große Orgel

Die Große Orgel auf der Domorgelempore besitzt 58 Register, die sich auf Hauptwerk, Rückpositiv, Schwellwerk und Pedal verteilen.

Geschichte

Das Orgelgehäuse wurde nach einem von Lorenz Windpichler gefertigten Modell erbaut. Johann Ernst, Fürsterzbischof von Salzburg, stellte für den Orgelneubau 5.000 Gulden zur Verfügung. Christoph Egedacher baute dann in das Gehäuse nicht wie vorgesehen 32 Register ein, sondern nur 24, warum ist nicht bekannt. Bei der Erprobung der Orgel durch die Hofmusiker fiel das Ergebnis "unmangelhaft" aus. Aber schon 1704 wurde entschieden, die Orgel um 18 Register und ein drittes Manual zu erweitern. Den Vertrag dazu unterzeichnete bereits Johann Christoph Egedacher, Sohn und Nachfolger Christoph Egedachers. Im Kontrakt zur Erweiterung der Salzburger Domorgel vom 1. Dezember 1704 kündigte Johann Christoph Egedacher an, nicht nur die in hochfürstlicher Domkhürchen alhier neu aufgerichte grosse Orgl mit zweÿ neuen fligen oder seithen wendten zu vermehren, sondern auch die in der Domb Orgel zu Trient sich befindende räre Register zu verschidenen Zungen Werckhen neben andern dieser hiesigen Domb Orgl auch einzuverleiben.... In den Monaten Mai bis September 1718 arbeitete Egedacher wieder an der Domorgel in der Absicht, das große Werk in besseren Stand, als es jemals gewesen zuzurichten. An die 2 000 Pfeifen fertigte er neu an und versah sie mit neuen Windstöcken. Die Orgel bekam allerdings, bei leicht veränderter Disposition, nicht mehr Register. Das Ergebnis war ein Instrument, das sich mit einer leicht gängigen Spielmechanik und einem reinen Ton auszeichnete.

In das Gehäuse der Egedacher-Orgel baute die Firma Metzler (Dietikon/Schweiz) 1988 ein neues Instrument ein. Mit 4.121 Pfeifen auf 58 Registern, verteilt auf drei Manualen und Pedal, ist sie die größte Orgel im Bundesland Salzburg. Entsprechend einem Gesamtkonzept für den Dom wurde die große Orgel auf der Westempore so disponiert, dass sie der stilistischen Ausrichtung der süddeutsch-österreichischen Orgelbautradition entspricht. Neu entstand 1988 ein Rückpositiv, weil von ihm eine besondere Präsenz des Tones im akustisch schwierigen Raum erwartet wurde.

Disposition

I Rückpositiv C – g3
Quintade 16′ [Anm. 1]
Praestant 8′
Coppel 8
Holzflöte 8′ [Anm. 2]
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Octave 2′ [Anm. 3]
Waldflöte 2′
Larigot 11/3
Sifflöte 1′
Scharf IV – V 1′
Sesquialtera II
Krummhorn 8′
Vox Humana 8′
Tremulant
II Hauptwerk C – g3
Principal 16′ [Anm. 4]
Octave 8′
Hohlflöte 8′
Viola 8′
Grossquinte 5 1/3
Octave 4′
Nachthorn 4′
Terz 31/5
Quinte 22/3
Superoctave 2′
Mixtur major IV – V 2′
Mixtur minor V – VI 11/3
Trompete 16′
Trompete 8′
Clairon 4′
Cornet V 8′ [Anm. 5]
III Schwellwerk C – g3
Bourdon 16′
Principal 8′ [Anm. 6]
Gedackt 8′
Salicional 8′
Piffaro 8′
Octave 4′ [Anm. 7]
Flauta 4′
Gemshorn 4′
Nasard 22/3
Doublette 2′
Tierce 13/5
Mixtur V 2′
Fagott 16′
Trompete 8′
Schalmey 8′
Tremulant
Pedal C – f1
Principal 32′ [Anm. 8]
Praestant 16′ [Anm. 9]
Holzprincipal 16′ [Anm. 10]
Subbaß 16′ [Anm. 11]
Octavbaß 8′
5Spitzflöte 8′
Octave 4′
Bauernflöte 2′
Hintersatz VI 22/3
Bombarde 16′
Fagott 16′
Trompete 8′
Clairon 4′
  • Zimbelstern [Anm. 12]
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: Plenotritt, Zungentritt
  • Stimmart: Andreas Werkmeister III, modifiziert.[2]
Anmerkungen
  1. C – Gis als 51/3
  2. C – fis mit Coppel 8′, sonst 19. Jh.
  3. teilweise Egedacher
  4. F – h im Prospekt, 19. Jh.
  5. auf eigener Lade im Kronpositiv, 19. Jh.
  6. teilweise 19. Jh.
  7. 19. Jh.
  8. C – F als Quinte 102/3
  9. C – f1 mit Coppel 8′, Prospekt 19. Jh.
  10. C – f1 aus Principal 32′
  11. teilweise 19. Jh.
  12. Schalenglocken im Rückpositiv

Diskussion

Spieltisch

2011 entbrannten Meinungsverschiedenheiten rund um die geplante Vollendung des Salzburger Museumsleitplanes, des Museums DomQuartier Salzburg, das einen Rundgang von der Residenz (im Uhrzeigersinn) über die Dombögen in den Dom - an der Domorgel vorbei - und weiter in den Langen Gang der Erzabtei St. Peter und durch den Wallistrakt wieder zurück in die Residenz vorsieht. Insbesondere Domorganist Heribert Metzger wollte, aus Sorge um das wertvolle Instrumente, verhindern, dass nach der Eröffnung des Museum-Rundganges täglich bis zu 1.000 Museumsbesucher über die Orgelempore an der Orgel vorbeigehen würden.

Üblicherweise muss eine Orgel alle 20 bis 25 Jahre gereinigt werden, bei der Salzburger Domorgel war das bereits nach wenigen Jahren nötig. 2017 steht bereits eine nächste Reinigung und Sanierung der Orgel an, Grund dafür sind die Staubbelastung und, wie Metzger meint, die Erschütterungen durch die Besucher des Dommuseums.

Der Vorgänger Metzgers, Gerhard Zukriegel, sah dieses Szenarium ähnlich düster und ergänzte, dass auch die Feuchtigkeit (der Menschen) der Orgel zusetze, die schlechte Belüftung des Doms tue ihr Übriges und er meinte: der Rundgang (= Museumsrundgang) ist ein Unfug, und, die Orgelempore werde als Trampelpfad missbraucht.

Diesen Vorwürfen widersprach Dompfarrer Balthasar Sieberer und äußerte, was die beiden Domorganisten behaupten, sind zum Teil Fantasiegeschichten, die Kirche würde so wie eh und je gelüftet. Die Herstellerfirma der Orgel, vertreten durch Orgelbaumeister Andreas Metzler, stellte fest, nicht die Erschütterung wäre das Problem, vielmehr setze die zunehmende Luftverschmutzung der Orgel zu. Zu dieser gesellen sich im Raum aufsteigende Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und Luftturbulenzen. Nur wenn hordenweise Leute am Instrument vorbeitrampelten, würden Erschütterungen Probleme bereiten.
Bei einer Besprechung am 17. Jänner 2011 mit Experten und Betroffenen konnte keine Einigkeit erzielt werden, und das DomQuartier Salzburg inklusive Rundgang über die Orgelempore wurde zum Entsetzen des Domorganisten am 17. Mai 2014 in dieser Form eröffnet.

Vierungsorgeln

Christian Gottlieb Neefe (1748 – 1798): Petite pièce, tirée de l'operette "Die Zauberfloete" de Mr. MOZART. Es erklingen die zwei östlichen Kuppelorgeln, ca. 2 min., anlässlich des WikiAlpenforums Salzburger Orgellandschaft im November 2018.
Gaetano Piazza (1725 – nach 1775): Sonata in F a due Organi. Auf den zwei östlichen Kuppelorgeln, ca. 4 min., anlässlich des WikiAlpenforums Salzburger Orgellandschaft im November 2018.

Unter der Domkuppel vor dem Hauptaltar befinden sich fünf weitere Orgeln und ein Truhenpositiv.

Die beiden östlichen Orgeln in der Vierung heißen "Hoforgel" (= rechts) und "Heilig-Geist-Orgel" (= links), die beiden anderen stammen von Orgelbauern aus der Familie Zanin, die in Codroipo und Camino Al Tagliamento ihre Werkstätten haben. Das südliche, gegenüber der "Hoforgel" befindliche Instrument trägt die Bezeichnung "Renaissanceorgel", das nördliche, gegenüber der "Heilig-Geilst-Orgel" heißt "Venezianische Orgel".

Bilder

 Salzburger Domorgel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Weblinks

Quellen

  • Hintermaier, Ernst: Die Organisten am Salzburger Dom von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: Metropolitankapitel von Salzburg (Hrsg.): Festschrift zur Weihe der neuen großen Orgel im Salzburger Dom 1988. Salzburg 1988, S. 41 – 56.
  • Metzger, Heribert: Die Orgeln im Dom zu Salzburg. Hrsg. vom Metropolitankapitel zu Salzburg. Salzburg 2011.

Einzelnachweise

  1. www.sn.at, 15. Juni 2022
  2. Heribert Metzger: Die Orgeln im Dom zu Salzburg. Hrsg. vom Metropolitankapitel zu Salzburg. Salzburg 2011, S. 33f.