Pinzgauer Lokalbahn

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Dampflok Mh. 3 bei Stuhlfelden.
Einfahrt in den Bahnhof Stuhlfelden.
die neue Lok 2010.
ein nostalgischer Zug.
Remise Schüttdorf
Ein Triebwagen 5090 der Pinzgaubahn.
Pinzgaubahn, Endstation Bahnhof Krimml im Gemeindegebiet Wald im Pinzgau.
Gleisanlage im Bahnhof Krimml.
Pinzgaubahn im Herbst 2011.

Die Pinzgauer Lokalbahn ist eine Schmalspurbahn mit 760 mm Spurweite, deren Strecke sich ausschließlich im Pinzgau befindet.

Strecke

Hauptartikel Bahnhöfe und Haltestellen der Pinzgauer Lokalbahn

Sie verbindet die Bezirkshauptstadt Zell am See im Unterpinzgau mit Salzburgs westlichstem Ort, Krimml, im Oberpinzgau. Zwischen Zell am See und Krimml beträgt die Streckenlänge 53 Kilometer, auf der 159 Höhenmeter überwunden werden und an der 36 Haltestellen und Bahnhöfe liegen. Die Bahn erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Der Endbahnhof Krimml befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Wald im Pinzgau.

Seit ihrer Inbetriebnahme 1898 hieß sie Pinzgaubahn, seit Juli 2008 Pinzgauer Lokalbahn, heute auch Nationalparkbahn genannt.

Geschichte

Die Pinzgaubahn wurde am 2. Jänner 1898 eröffnet.[1] Nach ihrer 100-Jahr-Feier war sie aber ständig von der Einstellung bedroht gewesen. Anfang 2005 einigten sich das Land Salzburg und die Österreichische Bundesregierung auf einen Verkehrsdiensteplan und die Rahmenbedingungen für den Fortbestand der in Besitz der ÖBB Personenverkehr AG befindlichen Bahn. Mitte Juli 2005 zerstörte dann aber ein Hochwasser die Strecke an mehreren Stellen massiv. Die ÖBB sahen keinen Nutzen mehr in der Wiederherstellung der Strecke westlich von Mittersill. Es dauerte bis 21. Oktober 2005, bis überhaupt wieder eine Bahn zumindest zwischen Zell am See und Mittersill verkehren konnte. Am Ende kostete die Behebung der Schäden 9,5 Millionen Euro.[2]

Mit Wirkung vom 1. Juli 2008 wurde die Bahn an das Land Salzburg verkauft, das die Salzburg AG mit dem Betrieb der Bahnstrecke beauftragte. Am 22. Juli 2009 startete der Wiederaufbau der Strecke zwischen Mittersill und Mühlbach im Pinzgau. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009 fuhr die Bahn wieder bis Bramberg am Wildkogel, zu Ferienende 2010 wurde die ursprüngliche Strecke bis Krimml am 11. September 2010 wiedereröffnet. Zwischen Krimml und Mittersill mussten insgesamt zehn Kilometer der Bahnstrecke nach dem Hochwasser von 2005 neu errichtet werden. Weitere 15 Kilometer wurden saniert. Die Investitionen der Salzburg AG betrugen für Wiederaufbau, Sanierung, Linienverbesserung und andere Maßnahmen rund 32,3 Mill. Euro.

Dann wurde auch wieder über eine mögliche Verlängerung der Bahn bis zu den Krimmler Wasserfällen diskutiert. Das Land wollte im Winter 2011 eine Machbarkeitsstudie und eine Kostenschätzung für die drei Kilometer lange Strecke erstellen.

Genau 88 Tage nach einem verheerenden Hochwasser im Sommer 2014, das die Bahnstrecke an 28 Stellen in einer Länge von sieben Kilometern schwer in Mitleidenschaft gezogen hat, konnte diese wichtige Verkehrsader für den Mitter- und Oberpinzgau am 26. Oktober 2014 wieder uneingeschränkt zur Befahrung freigegeben werden.

Unwetterschäden 2021, 15 sek.Video

Zum dritten Mal binnen 16 Jahren wurde die Pinzgaubahn im Sommer 2021 von Unwettern schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Mehrere Muren trafen nun den Bahnhof Vorderkrimml in Wald im Pinzgau.

Ein extremes Hochwasser 2021 ereignete sich am Wochenende 17. und 18. Juli 2021, das im gesamten Bundesland Salzburg zu Überschwemmungen und Vermurungen führte. Dabei wurden die Gleisanlagen der Pinzgauer Lokalbahn abermals schwer beschädigt. Das Verkehrsressort gehe von einem Schaden in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags aus, sagte Christoph Bayrhammer, Sprecher von Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP). Nach Hubschrauberflügen rechnete man damit, dass mehr als 20 Kilometer des Gleiskörpers betroffen waren. Wobei es im Gegensatz zu den Zerstörungen beim letzten großen Hochwasser auch auf der Strecke zwischen Niedernsill und Mittersill zu gravierenden Schäden gekommen sei. Es stand außer Frage, dass die Pinzgaubahn weiterbetrieben werde, dazu gebe es ein "definitives Bekenntnis", sagte Bayrhammer. Er verwies auf die geplante Elektrifizierung sowie die Verlängerung bis ins Ortszentrum von Krimml - beide Projekte würden weiterverfolgt.[2] Am Donnerstag, 22. Juli, wurde die Schadenshöhe auf rund zehn Millionen Euro geschätzt. An diesem Donnerstag konnten auch bereits wieder Züge zwischen Zell am See und Niedernsill verkehren.[3] → Mehr über den Abtransport der Pinzgauer Lokalbahngarnitur.

Im September 2023 lag dann eine genaue Kostenschätzung vor. Das Land als Eigentümer rechnet mit 45 Millionen Euro. Davon fließen rund 12 Millionen Euro in den Abschnitt von Niedernsill bis Mittersill, der 2023 bereits in Bau war.

Der Wiederaufbau der Pinzgauer Lokalbahn von Niedernsill bis Mittersill nach dem Hochwasser von 2021 steht offenbar unter keinem guten Stern. Zuerst gab es Einsprüche von Grundbesitzern, dann wiederholte das Land wegen der enorm hohen Angebote eine Ausschreibung und nun hatte das Hochwasser (siehe Wetter im Sommer 2023) einen Teil der gerade in Bau befindlichen Strecke stark beschädigt. Im Bereich Uggl im Osten von Uttendorf an der Strecke nach Niedernsill verlegt das Land die Gleise in eine Betonwanne, damit die Salzach den Abschnitt bei Hochwasser überströmen kann, ohne großen Schaden anzurichten. Aber am 28. August 2023 wurde der Damm zwischen Wanne und Fluss auf etwa 100 Metern Länge weggerissen. Das Wasser suchte sich in der Folge unter der Betonwanne einen Weg und unterspülte sie, wodurch diese sich senkte. Die Stelle in Uggl ist offenbar eine Problemstelle, die auch bei den Hochwässern 2005, 2014 und 2021 schon gebrochen ist.[4]

Zukunft

Aus heutiger Sicht (2010er-Jahre) mutet es absurd an, dass die Bahn beim Bau 1898 weit vor den Wasserfällen beendet wurde. Sie sind die größte Fremdenverkehrsattraktion im Oberpinzgau und ziehen jährlich 350 000 Besucher an. Das ist ein enormes Fahrgastpotenzial. In Krimml heißt es, die Krimmler Fuhrleute hätten sich damals mit Erfolg gegen den Weiterbau der Bahn gewehrt. Sie arbeiteten auf dem steilen Stück zwischen Wald und Krimml und sahen ihr Geschäft bedroht.

Schon die ÖBB hatten für die Verlängerung drei Trassenvarianten erarbeitet. Unter anderem gab es die Idee, ab dem Bahnhof Krimml mit einer Seilbahn weiterzufahren. Laut dem Krimmler Bürgermeister Erich Czerny (ÖVP) gab es auch 2010 wieder Überlegungen, die Bahn bis Krimml zu ziehen. Das heißt, der Bahnhof sollte zwischen Ort und Wasserfällen errichtet werden.

Das Land Salzburg wollte im Winter 2010–2011 eine Machbarkeitsstudie und eine Kostenschätzung für die drei Kilometer lange Strecke erstellen. Grobe Schätzungen sprachen von Kosten zwischen sechs und zehn Millionen Euro. Das war aber noch mit Vorsicht zu genießen. Es gab noch keine Linienführung und es war unsicher, ob bei der Talenge im Bereich Falkenstein Stützmaßnahmen oder ein Tunnel notwendig sind. Eine unüberwindliche Hürde stellen die Engstelle und der relativ steile Anstieg nach Krimml laut Experten aber keineswegs dar.

Der damalige Verkehrsdirektor Gunter Mackinger von der Salzburg AG, die die Pinzgauer Lokalbahn seit 2008 betreibt, trat noch auf die Euphoriebremse. Grundsätzlich halte er das Fahrgastpotenzial für interessant und die Verlängerung für vernünftig. "Aber die Weiterführung ist eine politische Entscheidung." Man müsse tiefer in die Materie eindringen, um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. "Es gibt keine Kostenschätzung. Der Untergrund, die Haltung der Grundeigentümer, ob Galerien nötig sind – das ist alles unbekannt. Wir haben nicht einmal eine Trasse. Zunächst soll die Strecke zwischen Piesendorf und Uttendorf begradigt werden." Dann liefen Vertragsverhandlungen mit dem Land, da der Vertrag zwischen Land und Salzburg AG nur bis Ende des Jahres 2010 galt. Ein langfristiger Vertrag wurde angestrebt. Zunächst wollte die Salzburg AG die Fahrgastzahlen steigern. Im ersten Jahr unter Führung der Salzburg AG benutzten 440 000 Passagiere die Pinzgauer Lokalbahn. Für 2010 rechnete man mit 660 000, obwohl neun Monate noch auf der verkürzten Strecke gefahren wurde. Im fünften Jahr (2013) sollte eine Million Passagiere jährlich mit der Bahn fahren.

Doch es sollte dann noch bis 2019, dass die Millionengrenze erreicht wurde. Nachdem sie schon 2018 mit 901 000 Fahrgästen die höchste Auslastung seit ihrem Bestehen erreichte, dürften es 2019 laut Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) sogar eine Million Fahrten gewesen sein. Als das Land und die Salzburg AG die Bahn 2008 von den ÖBB übernahmen, waren es 230 000 Fahrgäste im Jahr.

Neben der im Oktober 2018 eingeführten Taktverdichtung (Halbstundentakt zwischen Zell am See und Piesendorf) war für die Steigerung von 2018 auf 2019 auch die Mobilitätskarte Pinzgau verantwortlich. Im Sommer 2019 durften erstmals alle Touristen mit Pinzgauer Gästekarten die öffentlichen Verkehrsmittel im Bezirk gratis mitbenützen. Die Zahl der touristischen Fahrten hatte sich innerhalb eines Jahres von 41 000 auf 83 000 verdoppelt. Mit den neuen myRegio-Tickets erwartete sich Schnöll für 2020 noch mehr Umsteiger. 2020 kostete die Jahreskarte von Krimml nach Zell am See 365 Euro statt 1.130 Euro.

Die Infrastruktur hält mit dieser Entwicklung nicht mehr mit. Weitere Taktverdichtungen sind mit dem vorhandenen Wagenmaterial kaum möglich. Außerdem ist etwa die Hälfte der Triebwagen über 30 Jahre alt und in rund fünf Jahren am Ende ihrer Lebensdauer. Das Land nützt die Chance, mit der Anschaffung neuer Wagen auf Strom umzusteigen. Neuerlich Dieselfahrzeuge zu kaufen ist vor allem im Vorfeld des Nationalparks nicht zu rechtfertigen. Und eine vom Land in Auftrag gegebene Traktionsstudie, in der alle Antriebsmöglichkeiten, darunter auch der Wasserstoffantrieb, untersucht wurden, hat ergeben, dass die Elektrifizierung mit einer Oberleitung am besten und günstigsten ist.

Da die Vorlaufzeit rund fünf Jahre beträgt, sollen die neuen Fahrzeuge bis 2021 bestellt werden. Wenn sie um 2026 einsatzbereit sind, muss die Oberleitung fertig sein. Die Elektrifizierung soll 40 bis 50 Millionen Euro kosten. Ein neuer Triebwagen kommt auf sieben bis acht Millionen. Euro. Hier könne man Synergien mit der Murtalbahn nutzen, wo auch der Kauf von neuem Wagenmaterial anstehe, so Schnöll.

2020 wurden vom Land Varianten einer Verlängerung der Bahn von Vorderkrimml in der Gemeinde Wald nach Krimml geprüft. Die Verlängerung würde rund 25 Mill. Euro kosten. Die Trasse wird wohl südlich der Krimmler Ache verlaufen. Die Endstation könnte bei der Talstation der in Krimml gewünschten Seilbahn vom Ort nach Hochkrimml sein. Derzeit besuchen 350 000 bis 400 000 Gäste im Jahr die Wasserfälle. Der Großteil mit dem Auto.

Auf Potenzial und Kosten untersucht werden soll auch die seit ein paar Jahren geforderte Stichbahn nach Kaprun.

Unfälle und Sabotage

Wenige Tage vor dem Hochwasser 2005 hatte sich am 2. Juli der schwerste Unfall in der Geschichte der Pinzgaubahn ereignet. Beim Zusammenstoß zweier Garnituren nahe Bramberg wurden zwei Personen getötet und 35 zum Teil schwer verletzt. Drei Monate später wurde menschliches Versagen als Unfallursache bestätigt. Bereits drei Jahre vorher hatte sich ein tödlicher Unfall auf der Bahnstrecke ereignet, als eine Garnitur von einer Windböe aus den Gleisen gerissen wurde und umkippte. Eine Frau starb. Insgesamt 126 Bahnübergänge führten in all den Jahren des Bestehens auch immer wieder zu Zusammenstößen der Bahn mit Fahrzeugen.

Am Sonntagvormittag, den 5. Juni 2011, um 8:45 Uhr, entgleiste eine Zuggarnitur. Unbekannte Täter hatten faustgroße Felsstücke in Weichen gelegt. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. Drei verdächtige Jugendliche wurden aber nach einem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt. Dem oder den Tätern drohen Haftstrafen bis zu zehn Jahren.

Am 4. Mai 2009 wurden bei einem Zusammenstoß mit einem Lkw nahe Piesendorf 15 Passagiere der Pinzgauer Lokalbahn verletzt.

Am 19. Februar 2018 geriet ein Triebwagen aus ungeklärter Ursache an der Haltestelle Walchen in Piesendorf in Brand. Alle Bediensteten und Passiere konnten die Zuggarnitur rechtzeitig verlassen und blieben unverletzt.[5]

2021: Zerstörungen durch Hochwasser

Beim verheerenden Hochwasser im Juli 2021 und den darauf folgenden Murenabgängen am 14. August wurden große Abschnitte der Pinzgauer Lokalbahn zerstört. Nach intensiven Planungen und Verhandlungen startete im April 2023 der Wiederaufbau der wichtigen Lebensader für rund 40 000 Menschen. Rund zwölf Millionen Euro kostet der erste Abschnitt von Niedernsill bis Mittersill, der im Herbst 2023 fertig sein soll.

Bilder

 Pinzgauer Lokalbahn – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen

Einzelnachweise

  1. Quelle anno, Neue Freie Presse, Ausgabe 4. Jänner 1898, Seite 6
  2. 2,0 2,1 www.sn.at, 21. Juli 2021
  3. Salzburger Landeskorrespondenz vom 22. Juli 2021
  4. www.sn.at, 1. September 2023
  5. "Salzburger Nachrichten", 20. Februar 2018